15. und 16. Mai: Hafentage in Gager

Hoppla, 17 Uhr schon, wo ist nur der Tag hin?, denke ich am Nachmittag des 15. Mai. Was habe ich denn getrieben heute? Zuerst verlegte ich nurie hinter den Steg, längsseits und mit 6 Leinen gesichert. Der für morgen angekündigte Starkwind sollte so kein Problem sein. Dann habe ich um- und aufgeräumt, etwas Platz im Vorschiff geschaffen. Bei längeren Aufenthalten in der Kajüte ist das unumgänglich, jeder Zentimeter zählt. Etwa ein Meter Freiraum mehr ist durch die Aktion gewonnen und ich fühle mich gleich viel wohler. Der eigentliche Erfolg des Vormittags ist aber ein anderer: es ist mir gelungen, GPS und Funkgerät über die NMEA0183-Schnittstelle zusammenzuschließen. Auch wenn das Funkgerät ohne Antenne nicht funken kann, es zeigt nun immerhin seine genaue Position an. Die richtige Lösung war: blaues Kabel an gelbes Kabel, schwarz (Batterie Minus) splitten und an grün. Dann noch die Konfiguration beider Geräte in den Menüs. Erfolg im letzten und nicht eben mehr optimistischen Versuch.
Ein Fischbrötchen bekam ich wie schon gestern nach der Ankunft nicht mehr, diesmal merkte ich mir aber die Öffnungszeiten: 11-15 Uhr. Und es regnete nicht wenig. Ganz am Ende des Hafenbeckens liegt ein Segelboot von etwa nuries Größe, an Deck bepackt mit Surfausrüstung und dicken geschäfteten Tauen ringsum zur Stoßdämpfung. “Der Camper”, die Art Boot, die ich liebe, denke ich bei jedem der etwa 200 Meter langen Gänge zum Sanitär-Gebäude.
Tags darauf fegt der angekündigte Starkwind durch den Hafen Gager, wie über die gesamte Insel Rügen, bereits die Nacht war sehr unruhig.

Zeit für eine “Bergtour”. Die Rügener Berge, das sind unter anderem die grünen Hänge hinter den vielen schönen Strohdachhäusern, die zusammen genommen den Ort Gager bilden. Der Weg hinauf führt am Fischhändler vorbei, der heute… ganztägig geschlossen hat. Auf den Hängen weidet eine Schafsherde, oben angekommen kann ich mich beinahe mit vollem Gewicht gegen den Wind lehnen, ohne umzufallen. Vereinzelt sind auch andere Wanderer unterwegs. Trotz reduzierter Sicht ist der Blick von hier oben einmalig. Mit keiner Kamera der Welt einzufangen. Die Greifswalder Oie ist zu sehen, Ruden, der Zicker See. Hier, im Hafen Thiessow lag nurie im vergangenen Jahr…Ich steige hinab Richtung Lobbe, möchte den Wind dort sehen, wo er die Insel zuerst trifft, am Oststrand. Auf dem Weg dorthin sind zwei ausgelaufene Sandalen an eine Kiefer genagelt, “Latschenkiefer” steht darunter. Zuerst will ich die Schuhe fotografieren, lasse es dann aber doch sein. Stattdessen fotografiere ich wenig später eine Schnitzerei an einem Balancier-Balken. Und die örtliche Grundschule. Und einen Strand-Wegweiser. Und ein Ausrufezeichen der örtlichen Fischer.
Zurück an Bord koche ich Świderki eliche. Was das wohl sein mag? Es schmeckt ausgezeichnet. Und der Wind lässt nach. Wie weit wird es Morgen gehen? Geeignete Startpunkte nach Dänemark sind Barhöft oder die Insel Hiddensee. Wenn ich rechtzeitig zur Brückenöffnung um 14:20 Uhr in Stralsund bin, müsste wenigstens Barhöft zu erreichen sein…

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