Unsere erste Nacht in freier Natur liegt hinter uns. Dunkel erinnere ich mich beim Einholen unseres Ankerlichts – einer roten Öllaterne – an leichten Regen in der Nacht. Ich mag diese Öllaterne – wie alles, was ohne Strom funktioniert. Es wäre schön, ganz ohne auszukommen, allerdings sind vor allem die automatische Bilgepumpe und das GPS schon eine große Erleichterung.
Eine weitere Regenfahrt steht uns bevor, jedoch nur eine kurze. Wir wollen nach Sydkoster, etwa 10 Meilen von Havsten entfernt. Die größere der beiden Kosterinseln liegt inmitten Schwedens artenreichstem Gewässer und ist ein guter Ausgangspunkt für den Schlag nach Norwegen. Eigentlich müssten wir Koster schon sehen können, als wir das Schärenfahrwasser hinter Lindön und Resö verlassen. Tatsächlich ist die Sicht erheblich eingeschränkt, dichter Nebel steht vor der Küste. Die schmale Einfahrt in den Hafen Ekenäs ist jedoch gut betonnt und nach drei Stunden vorwiegend Fahrt vorwiegend im Schmetterling liegt nurie um 13 Uhr in einer der zahlreichen freien Boxen.
Weniger der Wind, vielmehr der Seegang hält uns am nächsten Tag von der Weiterfahrt ab. Wir spazieren stundenlang über die Insel, zunächst auf der Hauptstraße, dann auf farblich markierten Wanderrouten. Motorisiert ist Koster vorwiegend elektrisch, fast ausschließlich kleine Club-Cars verkehren auf der Insel. Eine knallgelbe kleine Fähre überbrücken den rund hundert Meter breiten Sund zwischen Syd- und Nordkoster, eine schnelle Zweirumpf-Fähre verbindet Koster mit Strömstad auf dem schwedischen Festland. Wir setzen uns an den Sandstrand und beobachten das Hafentreiben. Eine Tafel weist auf das schwere Schicksal einer Distelart hin: weder auf ungünstiges Klima noch auf Bedrohung durch andere Pflanzen- und Tierarten sei ihr Populationsrückgang zurückzuführen, sondern vielmehr auf die schlichten Tatsache, dass sie der Menschheit optisch und haptisch nicht gefällt. Zurück am Hafen ist das naturum-Besucherzentrum bereits wieder geschlossen. Zwei kleine Schweden wuseln mit ihren Angelruten auf den Stegen herum, alle paar Minuten ruft einer der beiden “Makarel, Makarel” und zieht dann doch nur etwas Schilf aus dem Wasser. Wir bewundern die Wurfweite des kleineren der beiden Jungen: Kaum einen Meter groß wirft er seine Angelschnur lässig und gekonnt weit ins Hafenbecken. An die 30 Meter weit, schätze ich, und unternehme meinerseits einen weiteren Versuch mit der neuen Angelrute, nach Marstrand und Havsten der dritte. Zwar wieder ohne Ausbeute, aber immerhin gelingt das Auswerfen immer besser.