Ich sitze an der Westküste Hiddensees in den Dünen, tiefer Nebeldunst zieht von der Insel auf die Ostsee und verwandelt die Sonne in eine grellweiße Scheibe. Eine flotte Fahrt, bisher die schnellste war das hierher, von Stralsund aus 3 1/2 Stunden, vom Leinen lösen bis festgemacht. Von nach dem Segel setzen bis vor dem Segel bergen vielleicht gut 2.
Los ging es gegen 14 Uhr, nachdem ich…
– am zunächst nebligen, dann aber schnell aufklarenden Morgen im Bauhaus war und – wenn es auch keine Antennen gab – einen zweiten Anker besorgte, der ursprünglich schon bei der Abfahrt an Bord sein sollte,
– einen Abstecher zum Rathausplaz unternahm
– das Sichtfenster von nuries Fock mit Segeltape flickte (seit Swinouscie war es leicht eingerissen, vermutlich von den Haken der Gummi-Expander, mit denen ich sie auf dem Vorschiff festzurre und die ich dann auch gleich gegen Plastik-Haken tauschte)
– die GorchFock nicht fotografierte
– Und meine lange Suche nach einem Fischbrötchen nahm ein glückliches Ende.
Mit einem Mal, kaum standen die Segel und nurie machte gleich 6 Knoten Fahrt, bemerkte ich eine Menge “Verfolger” hinter mir. Klar – die Brückenöffnung. Oder doch eine Regatta? An der zweiten grünen Boje drehen alle zurück nach Stralsund ab, am vordersten Boot fällt mir eine verselbstständigte, frei im Wind wehende Dirk auf. Ich bin ein wenig erleichtert, mit so vielen Booten gleichzeitig wollte ich nicht unbedingt die enge Fahrrinne vor Hiddensee passieren.
Nicht weit hinter Tonne 60 beginnt der markierte Weg durch das Flachwasser. Ich komme mit dem Nordwestwind gut durch, nur im Schaproder Bodden muss ich drei mal kreuzen, hier verläuft die Fahrrinne Südost nach Nordwest, dafür ist aber auch viel Platz mit für nurie ausreichenden Tiefen. Jetzt muss ich mich entscheiden: Neuendorf, Vitte oder Kloster, das sind die drei für Sportboote geeigneten Häfen auf der langen schmalen Insel.
Neuendorf ist der erste vor nuries Bug und – das gibt den Ausschlag – hat einen breiten und tiefen Zugang. Und wir waren hier im letzten Jahr. Schön war das hier. Diesmal setzt allerdings viel mehr Strömung in den Hafen, ich muss nurie mit Rückwärtsgang vom Steg abhalten. Tobias ist mit Schnickschnack und Kindern auch schon da und er und zwei weitere Segler helfen beim Anlegen – in der letzten freien und ungeschütztesten Ecke des Hafens. Scheinbar alles Wasser des Schaproder Boddens zielt in diese Ecke und entsprechend liegt nurie auf einem großen Schaumteppich und kaum liegt sie fest und aufgeklart, hat mich der Wind an die kaum 300 Meter entfernte Lee-Küste der Insel vertrieben. Sowie auch drei vor Anker liegende Segler. Die machen´s richtig, denke ich, sie liegen auf glattem Wasser und sind – schon auf der offenen Ostsee – viel schneller in Dänemark als wir auf der anderen Seite. Erinnerungen an unseren Hiddensee-Aufenthalt im vergangenen Jahr werden wach und ich zähle die Tage, bis Miri die vielen Eindrücke und Erfahrungen endlich wieder mit mir teilt. 12 noch.
Auch in den windgeschützten Dünen wird es nun wieder frisch und ich muss zurück aufs Boot und Vorbereitungen für die morgige Fahrt nach Dänemark treffen – ob nach Klintholm oder Gedser wird sich zeigen.
Ich verfolge mit Spannung Deine schöne, wenn auch dieses Mal bisher noch etwas feuchte Fahrt. Meinen Vater haben wir wir auch schon infiziert. Er kennt ja Dein Boot schon.
Weiterhin gute Fahrt, schönen Sonnenschein und genau richtigen Wind… (sind das die passenden Segelwünsche?)
LG Ruth
Hallo Ruth,
danke, ja, oder bei falschem Wind ein anderes Ziel 😊. liebe Grüße auch an deinen Vater, rüdiger