21. Mai Neuendorf-Hesnæs

aus meiner Routenplanung vom Vortag:
Kurse für den 21.Mai:
gelbe Tonne NO vor Hiddensee bis…
…WP414 vor Hesnaes: 288
…WP353 vor Klintholm 307
…WO336 vor Gedser 262
WP804 O vor Hiddensee bis WP414 vor Hesnaes: 290
Querungskurs Verkehrstrennungsgebiet: 325
ab WP804: 310 Grad bis 13°8,5` E

Es kann weiter gehen. Der Nebel ist nicht verschwunden, aber die Sicht ist gut genug, durch das Fahrwasser zwischen Hiddensee und Rügen auf die Ostsee zu kommen. Und die Windprognose ist akzeptabel, schwachwindig aus Nordwest soll es werden.
Um 7:35 legen wir ab. Es nieselt leicht, der Schaproder Bodden, grau unter grau, ist unbewegt wie ein kleiner Ententeich, nur die Enten sind Schwäne. Es ist diesig, aber die Fahrwassertonnen sind klar und rechtzeitig erkennbar. Zwei Stunden später ist nurie aus dem engeren Grau im weiten Grau der Ostsee angekommen und die Segel sind gesetzt, bringen aber wenig Fahrt, der Motor muss weiterlaufen. Um zehn Uhr weht entgegen aller Prognosen ein leichter Wind aus West bis Südwest und ich Frühstücke erneut, zwei gestern vorgekochte Kartoffeln. Die könnte ich auch bei stärkeren Winden essen. Kurz darauf ist die erste Kartenserie der Reise abgesegelt, die nächste liegt schon griffbereit. Und: kein Land mehr in Sicht. Trotzdem ist es bei der eingeschränkten Sicht nicht die große Weite Ostsee.

Um 11 Uhr zurre ich die Pinne an Steuerbord, das klappt unter den aktuellen schwachwindigen Bedingungen ganz gut, das heißt auf +/- 10 Grad genau, wenn ich alle 2-3 Minuten nachjustiere, und zum ersten Mal seit Szczecin lese ich etwas anderes als Seekarten: Sönke Rövers “Auszeit unter Segeln”. Nicht ganz eine halbe Seite, da dreht der Wind auf NW. Immer wieder tippe ich kurze Notizen in den Handyspeicher:
1132 Fock runter, Kutter in Sicht
1220 Tonne P-LAN O auf 200 BB
1252 Begegnung mit Fischkutter Kaspar und Windpark-Versorger vor Anker und Osttonne Windpark Baltic1 in Sichtweite
1430 Großsegel weg, Wind weg. noch ein Versuch nur mit Fock…
…beendet und Tank aufgefüllt um 1510, Stena Färe in Sichtweite, 4- 4 1/2 Knoten
1456 Verkehrsstrennungsgebiet achteraus
1628: 9,9 Meilen bis Hesnaes, noch kein Land in Sicht
1647: noch ein Versuch mit der Fock, weil eine leichte Brise aufkommt. Vergeblich, direkt von vorn. Ich freue mich auf die Windex. Auf dem Vorschiff: Falster in Sicht!
1710 Falsters Küstenlinie ist 2-3 Minuten lang auch am Steuer sitzend zu erkennen, verschwindet dann wieder im Wolkennebel.
Und dann verschluckt der Nebel die Umgebung in immer kleineren Radien und ich schalte nuries Positionsleuchten an. Ein fantastisches Erlebnis einerseits, etwas mulmig wird mir andererseits allerdings. Wenn nun ein Frachter oder nur ein Fischkutter hier unterwegs ist und ich sehe ihn erst… 50 Meter (schätze ich unsicher die Sichtweite) vor, neben oder hinter mir, mit, sagen wir 8 Knoten Fahrt…, überlege ich. Alles geht gut, das GPS zeigt zuverlässig den Weg zum Hafen Hesnæs, es klart leicht auf, die Küste sehe ich an der Ansteuerungstonne des Hafens noch immer nicht, aber rechtzeitig.
Der Hafenmeister wartet geduldig auf der Mole, während nurie in den Hafen schleicht. Erleichtert und glücklich, nach und dann doch auch noch mit dem Nebel in Dänemark angekommen zu sein, beginnt die Nacht im Hafen Hesnæs vollkommen still.

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