Um 10:50 Uhr haben wir abgelegt und schnell ist klar, dass dies kein Trimm-Tag ist: nurie rauscht vom Start weg mit 6 Knoten in Richtung Großer Belt. Zunächst, weil eine spätere Winddrehung nach West bis Nordwest vorhergesagt ist, versuche ich westlich um die Insel Omø herum zu kommen, gebe das aber bald auf, weil der Weg um Omø herum länger ist und nurie mit halbem Wind ruhiger und schneller läuft. Um 11:50 Uhr liegt die Tonne Wegpunkt 369 bereits Backbord querab.
Der Wind legt weiter zu und umso mehr lautet die Devise: Schonen statt Trimmen, während wir mit beständig über 6 Knoten zwischen den Inseln Omø und Agersø dem Tagesziel Kerteminde entgegenlaufen.
Dahinter, nun endgültig auf dem Großen Belt, sind es schon über 7 Knoten, die riesige Großer Belt-Brücke ist längst in Sicht und rückt immer näher. Die Brücke hat eine östliche und eine westliche Durchfahrt, eigentlich wollte ich die westliche Durchfahrt passieren: erstens wäre nurie hier bei dem mittlerweile starken Westwind schon etwas unter Landschutz, zweitens ist die östliche Durchfahrt zugleich Verkehrstrennungsgebiet, sämtliche Dickschiffe passieren die Brücke hier. Daran ist nun aber nicht mehr zu denken, zu nass und zu weit wäre das jetzt. Ich steuere die östliche Durchfahrt an, vorbei an Korsør, und der Wind nimmt weiter zu, mehrfach zeigt die GPS-Geschwindigkeitsanzeige eine 9. Was ist das hier für ein Hafen: Korsør. Die Ansteuerungskarte für Korsør bleibt nicht ganz trocken, als ich sie aus der Kartentasche heraus- und als Oberste wieder hineinpacke. Kurz vor den Brückenpfeilern kommt mir schwer schaukelnd ein anderer Segler entgegen und wie er gebe ich an dieser Stelle den Kurs Kerteminde auf und laufe nach lautem Segel bergen stark rollend in Korsør ein.
Ganz schön turbulent, meine Großer Belt-Premiere. Die ca. 15 Meilen nach Kerteminde hätte ich noch steiler gegen den Wind fahren müssen. Für mich und vielleicht auch für nurie zu anstrengend, wir beide sind doch ausreichend nass, als nurie um 16:48 Uhr vor der spektakulären Brücke im Hafen Korsør festgemacht ist.
Nach einem Landgang durch Korsør wieder in der Kajüte über Seekarten gebeugt, denke ich über ein Kapitel aus der “Windharfe” des dänischen Autors Tage Voss nach, das Miri mir im Winter vorlas: weshalb Pfeifen auf See ein Tabu ist wird darin ausführlich beschrieben. Ich verstehe immer noch nicht so ganz, weshalb, lasse es aber bleiben. Und heute jedenfalls war mir ohnehin ganz und gar nicht danach.