7.5.
Habis Motor ist nicht sonderlich laut, trotzdem werde ich gegen halb sechs wach, als Harry und Birte und ein weiteres Motorbot ablegen. Eine Stunde später ist auch nurie wieder unterwegs, nachdem ich die im Malzer Hafen aufgebockte Solar Explorer entdeckt und bestaunt habe. Die Sonne scheint aus wolkenlosem Himmel, Morgennebel zieht über den Kanal, es ist frostig und wunderschön und gemächlich fließt nurie immer nahe am backbordseitigen, sonnigen Kanalufer mit Kanalströmung und Zeit in eine Richtung. Der ausgetauschte Ruckdämpfer der Außenborderhalterung sitzt und hält tadellos. Ich bin glücklich und zufrieden, denke dies und das, zurück und voraus, schaue lange hier und dort hin, summe vor mich hin. Da sind sie, das Gefühl, richtig zu sein und die Heiterkeit, und ab und an auch ein kleiner Unsinn: Vorbei am WSA Eberswalde übe ich den Satz “ich habe gar kein UKW- Binnenfunk” auszusprechen, wie ein Französisch-Muttersprachler, was naturgemäß nicht gelingen kann. Dennoch winkt mir der hiesige Revierförster oder ein als hiesiger Revierförster verkleideter Spaziergänger freundlich zu. Es ist 10 Uhr 10 und KRIS-1 aus Szczecin schiebt Altmetall in Richtung Berlin. Und zur Erklärung: hier auf dem Kanal bin ich froh, nicht jede Begegnung mit einem Berufsschiffer per Funk absprechen zu müssen…
Bei KM 70 der HOW im Stadtgebiet Eberswalde treffe ich um 1125 Habi wieder. Vor einer Brücke haben Harry und Birte festgemacht, wer weiß, vielleicht haben sie sich bereits Eberswalde angesehen. Ich drossele kurz die Geschwindigkeit und teile Harry mein heutiges Tagesziel mit: einer der öffentlichen Anleger zwischen Oderberg und Schwedt.
Bei KM 84 entstehen viele neue Prachtbauten, ein hocherrschaftliches Haus oder fast schon eine Burg, Kolonie Teufelsberg steht in der Karte und mein Daumenabdruck zur Bildschirm-Entsperrung des Handys wird nicht mehr erkannt.
Vor dem Schiffshebewerk Niederfinow muss ich ca. 15 Minuten warten, dann wird nurie gemeinsam allein mit dem Ausflugsdampfer Klabautermann in der riesigen Schiffsbadewanne abwärts gefahren. Der Schiffshebewerk-Neubau nebenan sieht wiederum noch neuer aus als im Vorjahr. “Der BER Brandenburgs” lese ich kurz vorher noch auf der Seite einer regionalen Tageszeitung. Ursprünglich war die Eröffnung 2014 geplant. Nun ist ein Testbetrieb für Herbst 2019 angekündigt. Vielleicht fährt nurie also zurück im neuen Aufzug? Ich bin gespannt. In einem Punkt allerdings unterscheidet sich der Schiffshebewerk-Neubau allerdings gravierend vom Hauptstadtflughafen: am Budget haben die Verzögerungen der Fertigstellung nichts geändert.
Klabautermann liegt kurz vor der Schleuse Hohensaaten entladen festgemacht am Fahrgastschiff-Anleger. Also muss ich die Schleusenleitung alleine stören. Sofort nach der Anmeldung öffnet sich das Klapptor. Auf der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße angekommen sind die von mir für die Übernachtung ins Auge gefassten Anleger nicht mehr weit entfernt. Ich entscheide mich für den letzten: Stützkow, und somit für die geringste Distanz bis Szczecin morgen. Vor zwei Jahren verbrachte ich bereits eine Nacht dort. Als ich da bin ist er fort. Zwar stehen die Pfähle noch, der Steg jedoch wurde abgebaut. Oder noch nicht wieder angebracht, wird er möglicherweise jeden Winter entfernt? Es ist mir nun gleichgültig, Schwedt als nächste Haltemöglichkeit erreiche ich vor der Dunkelheit nicht mehr und umkehren mag ich nicht und so mach ich kurzerhand an den Pfählen fest. Der Abendspaziergang fällt aus, baden müsste ich hierfür, und dazu sind mir Wasser und Nächte noch zu kalt.