Boot fahren ist nicht ganz wie Fahrrad fahren. Man kann beispielsweise nicht in eine Straße hineinfallen. Und: der Radverkehr ist i.d.R. schleusenfrei. Das soll keine Ausrede zum heutigen Tagesbeginn sein…
Um 9 Uhr nahm die Schleuse Schönwalde ihren Betrieb wieder auf. Knapp eine Stunde vorher legt das Motorboot Habi hinter nurie an. Harry und Birte, zwei Dänen (wie nurie), sind bereits von Dänemark aus ab Lübeck auf deutschen Kanälen unterwegs. Wir kommen ins Gespräch, Harry lädt mich bis zur Schleusenöffnung ein, an Bord von Habi zu kommen, und ich freue mich über die Wärme dort. Wir tauschen Reisepläne und Erfahrungen aus und schon zeigt die Schleusenampel das Einfahrt-frei-Signal (grün:-). Der Wroclawer Schieber ist eingefahren, ich folge, will rechts hinter ihn, er liegt links, der Schleusenwärter winkt mich ebenfalls nach links, alles wird plötzlich hektisch und eng, Habi ist schon an der rechten Schleusenmauer, nurie schlingert, weil ich mit Rückwärtsgang versuche, vom Schubverband-Sog freizubleiben, und schließlich wischt nuries Mast über Habis Deck. Nicht wahr? Doch.
Zerknirscht fahre ich aus der Schleuse. Zwar habe ich, als ich kurz auf Habis Deck linste, keinen Schaden erkennen können und Birte winkte auch gleich ab, als ich Adresse und Versicherung aufschreiben wollte. Trotzdem. Warum überhaupt muss ich gleich die erste Schleusung mitmachen, wo doch Oranienburg ohnehin erst nach 17 Uhr passiert werden kann? Dumm und nicht mehr zu ändern gleichzeitig.
Viel zu früh und als einziges Boot weit und breit fahre ich in am Niederneuendorfer See vorbei. Wo warten? Zuerst biege ich in den Veltener Stichkanal ein, in der Karte ist dort ein Sportboothalteplatz verzeichnet. echt ist dort nun eine Fabrik mit Halteverbootsschildern. Etwas dahinter mache ich kurz unter einer Brücke fest. Auch nicht ideal. Schließlich wieder auf der Havel bemerke ich, dass einer der vier Ruckdämpfer der Motorhalterung stark an seiner Befestigung reißt, die Schraube ist schon zu sehen. Gegen 13 Uhr lege ich mit minimaler Geschwindigkeit an der Marina Havelbaude an und wähle die Rufnummer des Hafenmeisters. -Ja klar kann ich die zwei hier Stunden warten.
Um halb sehs haben wir die Gefahrenstelle passiert. Die telefonische Auskunft vom Wasser- und Schiffahrtsamt lautete: wenn nurie einen geschlossenen Steuerstand bzw. die Möglichkeit, von unter Deck zu steuern, können wir zu den veröffentlichten Zeiten passieren. Mit der verlängerten Pinne und eingezogenem Kopf steuere ich die kaum zweihundert Meter aus der Kajüte, einem Schubverband hinterher. Keinerlei Kontrolle.
An der Lehnitzer Schleuse wartet unter anderen bereits auch Habi. Harry will eine Flasche Rotwein als Entschuldigung für den Vorfall am Morgen nicht annehmen, aber ich bestehe darauf. Als letzter und sehr langsam einfahrend geht die Schleusung wie sie soll. Etwa eine Stunde später im Hafen Malz angekommen dämmert es bereits. Kühl ist es sowieso. Trotzdem mache ich mich noch an die Reperatur des Ruckdämpfers. Wie sich herausstellt ist die Metallplatte aus dem Gummipfropfen gerissen. Ein identischer Ersatz ist nicht an Bord, aber ein wenig Kürzerer (ich hatte damals zwei verschieden lange Ruckdämpfer-Sets besorgt, weil ich unschlüssig war, welche Länge richtig ist), sowie eine passende, längere Schraube. Ich säge ein kleines Stück Sperrholz aus und überbrücke damit den Höhenabstand zu den anderen drei Dämpfern. Nicht schön aber hält. Sehr fest. Doch noch etwas gut gemacht heute. Fröstelnd verschwinde ich im Schlafsack.



Liebe nurie,
was ein Tag!
Ich finde es toll wie ihr am Ende dann doch alles gemeistert habt – und ganz ehrlich: Hier von meinem warmen, sicheren und “stehenden” Wohnzimmer aus klingt das einfach nach Abenteuer 😊.
Ich freue mich schon auf die nächsten…
Bis bald ganz liebe Grüße, ⭐️️
vielen Dank Heike! Ja, Abenteuer ist dabei, so ein alter Seebär bin ich ja (noch) nicht, dass alles nur Routine wäre. Finde mich aber zunehmend wieder zurecht, und so langsam auch in WordPress (wie, ich muss Kommentare erst genehmigen???)😊. liebe Grüße aus Stralsund, r
Ja, das mit WordPress habe ich erst auch nicht gleich hinbekommen 🙂
Liebe Grüße