Enorm, wie schnell das geht:
gestern war es bei Dauerregen stürmisch und kalt. Die Nacht zuvor sehr unruhig, ich musste raus in das zunehmende Windgetöse, die Pinne festbinden. Nurie schaukelte ordentlich. Den ganzen Vormittag verbrachte ich dann im gemütlichen Hafen-Aufenthaltsraum. Als ich um 15 Uhr zum Boot zurückkehrte, staunte ich nicht schlecht: nurie lag mind. 1/2 Meter tiefer, und mit dem Kiel im Schlamm! Das fehlende Wasser hatten sieben Bft aus Süd aus der Langør-Bucht geweht.
Kurz darauf lief ein dänischer Segler von nuries Länge ein. Auch er steckt schon an den Heckpfählen im Schlamm fest. Ich half beim Anlegen, zog ihn über Grund an den Steg heran und war nach diesen kaum fünf Minuten im Regen arg durchgefroren.
“14 Knoten, nur mit Großsegel” berichtete der dänische Skipper. Und wohl jedermann im Hafen dachte: alle Achtung, bei diesem Wetter mit einem 25-Fuß-Segelboot auszulaufen!
Abends bemerkte ich im Sanitär-Häuschen einen verirrten Vogel…und fühlte mich ein klein wenig verwandt. Wie sehr man sich doch auf einen Schlafsack freuen kann!
Heute ist alles ganz anders: Nordwind hat die Bucht wieder aufgefüllt, die Steg-Oberkante liegt wieder 30 cm über Deckskante.
Um 11 Uhr – Langør liegt etwa 4 Seemeilen achteraus – ist es schwachwindig und die letzten Wolkenfetzen ziehen über Samsø nach Süden ab. Der Wind dreht zunehmend über West nach Südwest und legt etwas zu. Es wird wärmer und wärmer und fast warm, eine knappe halbe Stunde lang sitze ich nur im T-Shirt an der Pinne. Gegen 15 Uhr macht nurie auf Schmetterlingskurs 6 Knoten fahrt und ich fasse einen neuen Zielhafen ins Auge: Bønnerup.
Bønnerup bis Hals wird morgen bei stärkerem Wind leichter und kürzer sein. Bis weit in die Nacht wird es voraussichtlich so ideal bleiben, wie es jetzt ist, und ich fühle mich fit und auch einer Nachtfahrt weiter nach Hals gewachsen. Diese Option scheidet aber aus, weil in Langør das Handy keinen Empfang hatte und ich schnellstmöglich Miri erreichen will.
Um 15:40 Uhr kommt der Windpark Anholt in Sicht und der Wind nimmt ab, dann wieder zu und wieder ab, die Fock geht mehrmals hoch und wieder runter.
Um 19:50 Uhr, schon kurz vor Bønnerup ändert das Segel, dem ich seit 2 Stunden folge, seinen Kurs, ich muss Tonne WP688 am Nordende von Stavnsnshoved Rev noch erreichen, dann kann ich ihm wieder hinterher.
Nach 21 Uhr liegt nurie in dem mit Windrädern an beiden Molen markanten Hafen Bønnerup, eilig wird nurie aufgeklart, Miri endlich wieder telefonisch erreicht, Konserve und Tee aufgekocht… und glücklich, nun doch rechtzeitig dem Limfjord schon eine Tagesetappe nahe zu sein, ab in die Koje. Der Wecker klingelt morgen früh um 5 Uhr, der Wind wird laut Prognose im Tagesverlauf ordentlich zulegen…