1. Juni 2019: Bønnerup – Hals

Die Windräder auf den Molen rotieren schon mit mehr als einer Umdrehung pro Sekunde, als nurie um 6 Uhr aus dem Hafen Bønnerup fährt, und entsprechend zügig geht es bei Halb- bis Vorwindkurs los.
An Land gute und richtige Entscheidungen zu treffen, sorgfältig und möglichst umfassend informiert, aber nicht ängstlich, das ist ein wesentlicher Teil des Reisens auf See und häufig schwieriger als unterwegs, da die Konsequenzen nicht sofort eintreten, Wind und Wellen im Hafen noch entfernte Größen sind.
Um 9 Uhr – Bønnerup liegt bereits außer Sichtweite – bin ich überzeugt, die Entscheidung für das frühe Auslaufen nach Hals heute war richtig. Und gegen die Nachtfahrt gestern. In Bønnerup zu bleiben wäre ängstlich gewesen.
Ich kann fast “nach Gefühl” steuern heute morgen. Der Wind, der mir um die Nase weht und die zunehmende Unruhe im Schiff verraten mir, wenn nurie anluvend vom Kurs Hals (320-330 Grad) abweicht. Wenn es stiller wird, fallen wir zu weit ab. Der Lifebelt liegt für zunehmende Turbulenz in Griffweite. Die Einfahrt Hals habe ich mir auf der Karte genau angesehen. Nurie rauscht ins zunehmend graue Blau Richtung Hals. Kurz nach 9 Uhr sind es konstant über 6 Knoten und die halbe Strecke ist zurückgelegt. Viel mehr als der Wind treibt mich heute die Vorfreude: nur noch wenige Stunden, dann ist Miri mit an Bord…
Um 11:22 Uhr passiert nurie schon die Tonnen Hals Barre S und N. Hier beginnt die Einfahrt in den Limfjord, ich ändere den Kurs nach West.
Wie zu erwarten war, wird es gegen den Wind schlagartig laut, schräg und nass. Die nicht sehr breite, von Flachwasser umgebene Einfahrt erfordert mehrere Wenden, nurie liegt bis über die Bordkante auf der Seite, kaum habe ich die Fock dicht geholt. Eine Welle nach der anderen klatscht ins Cockpit. Trifft mich eine im Gesicht ist das schon fast ein kleiner Faustschlag, mindestens aber eine Ohrfeige. Auch der Segler vor mir hat ordentlich zu kämpfen.
Beide kommen wir gut durch die Fahrrinne bis vor den Hafen Hals. Das Bergen der Segel muss schnell gehen, die Strömung drückt nurie stark in Richtung Sandbank. Es geht schnell. Allerdings hat der starke Gegenwind in der Einfahrt schnell sämtliche Leinen über Bord gespült und die aufgeschossenen Knäuel blockieren die Schraube, als ich den Motor starte. Ich muss ihn an Deck ziehen, um den Propeller zu befreien. Gerade noch rechtzeitig, wenige Meter vor bzw. laut GPS und Karte bereits im Flachwasser ist der Motor wieder am Heck und gestartet…
Eine halbe Stunde lang versuche ich noch, auf dem Fjord bis Aalborg weiterzukommen. Unmöglich. Etwa einen halben Knoten Fahrt macht nurie bei maximaler Motorkraft. Als ich durchnässt aufgebe und zurück auf die Hafeneinfahrt Hals zusteuere sind es Sieben Knoten mit minimaler Kraft. Und noch vor 13 Uhr liegt nurie an Pfählen und Steg festgebunden in Hals.

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