Die verräterischen Windpfeile an den unzähligen Mastspitzen, beständiger Hintergrund in jedem Seglerhafenkino weltweit, stets zeigen sie alle in dieselbe Richtung: hier, der da ist es, der uns um- und antreibt, und hier und heute morgen in Hals kommt er schwach aus Süden. Alle – bis auf nuries neuen Windanzeiger, der sich am Antennenfuß verhakt hat. Und so muss ich noch einmal hinauf an den Mast. Gegen 10:30 Uhr ist dann alles erledigt. Dank der Unterstützung des freundlichen Hafenmeisters, der mich zweimal (und kostenlos) mit dem elektrischen Kran den Mast hinauf hob. Dass die neue Antenne mit integriertem Windpfeil so schnell installiert ist, hätte ich nicht erwartet. Großartig! Und ein nurie-Foto aus der Vogelperspektive haben wir nun endlich auch.
Kurz nach 11 legen wir ab. Der Wind hat das Kattegat verlassen, die Welle noch nicht, lang und seitlich bringt sie nurie zum Rollen, sodass der Crew im Lauf des Tages ein wenig mulmig wird. Die Ausfahrt aus dem Limfjord ist heute sehr ruhig, kaum ein Boot – von nurie abgesehen – segelt hinaus. Ab dem Leuchtfeuer Hals Barre Nord nehmen auch wir den Motor zur Hilfe. Aus dem ruhigen Wasser vor dem Fjord sehen wir einen Mast herausragen. Was mag das sein? Tatsächlich, die Seekarte bestätigt es, ein Wrack liegt dort, ein kleinerer Fischkutter vermutlich.
Die Umstellung auf 50% “Sprachsteuerung” ist für den Skipper noch etwas ungewohnt, jedoch haben die beiden zusätzlichen Hände ihre Routine im Segelsetzen über den Winter nicht verloren. Aber was ist das? Hals liegt etwa 3 Meilen achteraus, da sitzt Miri mit dickem, leuchtend gelbem Kragen im Cockpit. Noch im Hafenbecken hatte sie bemerkt, die Rettungsweste fühle sich irgendwie so schwer und dick an… Der manuelle Auslöser sitzt noch fest, also muss der Wasserdruckauslöser die Weste aufgeblasen haben. Allerdings füllte sie sich nicht sekundenschnell, sondern sehr gemächlich. Beides spricht gegen sie: einerseits sollte der Wasserdruckauslöser erst unter starkem Wasserdruck (eben nach Überbord-Gehen) reagieren und nicht schon bei Feuchtigkeit der Weste (unserer vermuteten Auslöse-Ursache). Dies würde sie etwa im Regen unbenutzbar machen. Zweitens, wenn die Weste schon auslöst, dann bitte auch vollständig! Glücklicherweise haben wir noch eine Feststoffweste mit an Bord…
Leider immer noch mit laufendem Motor erreichen wir nach 31 Seemeilen Læsø gegen 19 Uhr. Einmal mehr und besonders deutlich ist nurie das kleinste Boot im kaum belegten Hafen Vesterø. Außer uns liegt hier nur eine Handvoll 30 bis 40 bis 50-Fuß-Yachten, die vielen Picknickhütten rings um das Hafenbecken sind alle menschenleer. Am Ende eines vorwiegend dicht und grau bewölkten Tages lässt sich die Sonne doch noch blicken, als wir durch den kleinen Ort Vesterø und den Strand entlang zurück zum Hafen spazieren.