“Sensational spectacular”! Mit diesen Worten preist unser Revier-Guide die Bucht vor Farestad auf Skjernøy an. Und wir stimmen zu, als wir nach 7 Stunden und 25 Seemeilen Schärensegeln Rosnesvågen erreichen. Nur, wo bleiben wir? Es wäre doch zu schade, hier vor Anker zu liegen und nicht an Land gehen zu können. Auf gut Glück machen wir hinter einem Zweimaster an der Terasse eines leuchtend roten Holzhauses fest und fragen eine einheimisch wirkende Frau, die gerade ihr Auto geparkt hat: “do you know, if we can stay here for a night?” – Of course you can, and yes I know, because I live in that house… antwortet sie ohne Zögern. Kurz darauf kommen auch ihr Mann und Sohn vom Fischen zurück und begrüßen uns freundlich auf der südlichsten bewohnten Insel Norwegens.
Unter mittlerweile wolkenlosem Himmel umrunden wir die einzigartige Bucht – die neue Fußgänger-Hängebrücke macht das möglich. Außer einer Handvoll Spaziergänger und Jogger begegnen uns nur Schafe. Und auffallend viele Schmetterlinge. Am Ende der Bucht ist ein kleiner öffentlicher Hafen, aufgrund der Brückenhöhe und Wassertiefe können jedoch nur kleinere Motorboote dort liegen.
Am Abend sitzen wir mit unseren Gastgebern auf deren Terrasse zusammen. Es ist der erste richtige Sommertag 2019, wie Tajos Frau bemerkt. Dazu erzählt sie den Witz vom Norweger, der einen ganzen Sommer verpasste, weil er kurz auf der Toilette war, schränkt aber gleich ein, der vorige Sommer sei auch auf Skjernøy lang und warm gewesen. “Weather – yes, we have plenty of it” erklärt Tajo gelassen und antwortet auf meine Frage nach den vorherrschenden Windverhältnissen der Westküste: “usually it´s storm from west”.
Die Drei teilen ihr Abendessen mit uns: fangfrische Krabben. Wir essen sie direkt aus der Schale. Brechen, Knacken, Aussaugen, so die Theorie. In der Praxis gelingt uns das noch nicht so recht und unsere Bemühungen sorgen für einige Erheiterung. Später, als es bereits wieder kühl geworden ist, werde ich noch auf eine Bootsbesichtigung eingeladen. Wie auch das Haus wurde der Zweimaster “Glade Vanvidd” von Tajo selbst erbaut. Definitiv ein Schiff, kein Boot. Eines das durch sein klassisches Rigg und die schönen hölzernen Auf- und Innenausbauten fast etwas älter wirkt, als es tatsächlich ist, so mein Eindruck.
Auf Nachfragen nach unserem Reiseziel antworten wir seit vielen Tagen: as far north as possible. Und fahren doch immer weiter nach Südwesten. Hinter Skjernøy, um Lindesness herum geht es nun tatsächlich nordwärts weiter. Spätestens übermorgen, hoffen wir, glücklich in den Kojen, gleichermaßen beeindruckt von Skjernøys Schönheit und der Gastfreundschaft, die uns hier begegnete.