
Da ist er, der lang ersehnt erste Segeltag dieser Reise. Er bewegt sich konstant zwischen zwei Zahlen: 20 und 300. Der Wind kommt dort her, wo ich hin will, das heißt Aufkreuzen und in diesem Fall mit den Kursen 20 Grad auf Steuerbord- 300 Grad auf Backbordbug.
Um 10:51 Uhr starte ich den Handy-Rekorder und lege ab. Am Südufer des Dabie-Sees ist Modell-Segelboot-Regatta, wie am Vortag schon. “Trze, dwa, jeden…” höre ich aus dem Lautsprecher am Steg, drei der wenigen mir bekannten polnischen Worte. “Tak”, eines der Wichtigsten, wie in Dänemark, aber anders, spreche ich leise und fröhlich bei jeder Wende vor mich hin. Auf englisch. Hin und her geht es den See hinauf, nachdem die Segel gesetzt sind. Bis um 13:47 Uhr. Dann wende ich knapp vor dem nördlichsten Stellnetz des Sees, sage “bye, bye, Jezioro Dabie” und laufe in die Oder ein.
Ab jetzt wird es wieder enger, entsprechend häufiger muss ich wenden. An den engsten Stellen im Minutentakt und darunter. Der Wind weht ordentlich und nurie läuft mit viereinhalb bis fünf Knoten nach Norden, kurz ist auch immer wieder mal eine sechs dabei.
Ins Papenwasser einlaufend nimmt der Wind noch ein wenig zu, die Wellen werden höher und sind mit ersten Ansätzen von Schaumkronen verziert. Mittlerweile sind kaum noch Wolken am Himmel. Das macht die Fahrt nicht wärmer, aber vermutlich weniger kalt. Die von Miri genähte Windfahne an der Antenne zeigt mir zuverlässig den scheinbaren Wind und sieht dazu sehr viel hübscher aus, als ein Windex-Pfeil, wie ich finde.
Gegen 15:30 kann ich die beiden Türme der Haffeinfahrt erkennen, für heute ist davor Schluss. Noch eine, noch zwei, noch drei Wenden, dann nehme ich das Großsegel weg und fahre nur mit Fock noch knapp 4 Knoten schnell bis kurz vor die Hafeneinfahrt Trzebiez. Um 17:19 Uhr liegt nurie fest.
Viel Platz ist im Hafen. Einige Segler stehen noch aufgebockt an Land. Bisher lag nurie hier nur längsseits an anderen Booten, diesmal ist ein Großteil der Pier frei. Vorsaison. Eine neue Schwimmsteganlage wurde im nördlichen Hafenbecken installiert. Und ein neuer Zaun darum herum. Der kleine Lebensmittelladen, der einzige im Dorf, hat auch Sonntags geöffnet und zwei frische Tomaten für mich.
In der späten Dämmerung Blicke ich zufrieden voraus auf das Haff und zurück auf nuries erste
24,8 Seemeilen 2019. In sechseinhalb Stunden. Nicht eben schnell. 53 Wenden brauchen ihre Zeit. Und nurie sowieso. Und ich auch.